New Work ist gut, aber ohne Ehrlichkeit geht nichts!
New Work ist vernünftig gedacht und verfolgt die richtigen Ziele. Ohne Ehrlichkeit und Authentizität funktioniert das Prinzip jedoch nicht und genau daran mangelt es in Unternehmen.
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Was will New Work erreichen?
Die Ideen von New Work gehen auf den amerikanisch-österreichischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Er postulierte in den 1970er Jahren, dass unsere Arbeit sich auf die 3 Säulen Freiheit, Selbstbestimmung und Gemeinschaft stützen sollte. Wichtig sind hierbei unter anderem die folgenden Ziele zu verwirklichen:
- Einen Beitrag zur Gesellschaft leisten
- Das eigene Potential entfalten
- Gesundheit und Achtsamkeit als elementarer Teil eines erfüllten Lebens
- Moderne Führung basierend auf Kollaboration, nicht auf Hierarchien
New Work in unserer modernen Arbeitswelt
In den letzten Jahren hat sich in Deutschland besondere Markus Väth mit dem Konzept beschäftigt und es weiterentwickelt. Aus drei Säulen wurden fünf und das Ganze wurde visualisiert, um es einfacher und zugänglicher zu machen.
„New work is a different way of organising work. The intention is to organise work in such a way that it is not something forced, but work that you really, really want to do“ Frithjoff Bergmann
Die Inhalte sind relevant. Achtsamkeit, Resilienz, hybrides Arbeiten, Sinnstiftung sind Themen, denen wir im Moment viel Beachtung schenken und die in meinen Veranstaltungen immer wieder thematisiert werden.
Laut dem „Future of Work“ Bericht 2022, wissen jedoch 88% der Arbeitnehmenden nicht genau, was der Begriff „new work“ überhaupt bedeutet, wobei er für 64% der Befragten sogar gänzlich neu war. Dennoch erlebe ich viele Firmen welche von new work sprechen und sich auch damit beschäftigen, die Ergebnisse scheinen noch überschaubar zu sein.
Es hapert an der Umsetzung!
Wieder einmal scheint es, als ob Firmen sich schwer damit tun zu verstehen, worum es bei New Work geht. Es ist kein Programm, das der Firma übergestülpt wird. Gleitzeit, ein Tischkicker und die Möglichkeit, 2 Tage pro Woche von zu Hause zu arbeiten sind NICHT new work.
- New Work ist vor allem eine Geisteshaltung
- Es setzt voraus, dass wir bereit sind, unsere Komfortzone zu verlassen und von althergebrachten Denkweisen weg zu gehen
- Die Unternehmensführung muss sich mit sich selbst beschäftigen und herausfinden, was das Unternehmen ist und was es sein will. Sie müssen sich fragen, welche Kultur sie derzeit haben und welche Sie wollen
- Es muss eine starke Vertrauensbasis im Unternehmen geben
- Diese setzt eine gute, offene Feedbackkultur voraus
- Hierzu brauchen wir absolute Ehrlichkeit auf allen Ebenen, damit ein offener Austausch stattfinden kann
Kürzlich wurde mir in einen Workshop, bei einer Firma, welche sich mit Lohnbuchhaltung beschäftigt, auf meine Frage was die schwierigsten Themen bei der Arbeit sind folgendes geantwortet: die Arbeit an sich sei zwar in Ordnung, jedoch wird ihr durch sinnlose Regeln, Bürokratie und schlechte Führung jegliche Freude und Sinnhaftigkeit entzogen.
Wenn eine Gruppe von BuchhalterInnen so etwas sagt, dann werde ich hellhörig!
Einige Fragen, antworten Sie bitte ehrlich: Haben für Sie Büros immer noch das Monopol auf Arbeit? Ist Ihr Unternehmen ein Ort zum Lernen, oder einer zur Fehlervermeidung? Was tun Sie, um die Potentiale Ihrer Mitarbeitenden zu entfalten? Sind Ihnen Prozesse und Kontrolle wichtiger als Kreativität, Innovationsgeist und Mut?
„Mal ehrlich, was denkst Du über die neue Marketingkampagne?“
Ihnen wurden vermutlich bei der Arbeit solche oder ähnliche Fragen schon mal gestellt während Ihnen vielleicht einige dieser Fragen durch den Kopf gingen
- Wer stellt mir die Frage, wo steht diese Person hierarchisch?
- Vertraue ich dieser Person?
- Was ist die Intention der Frage an mich?
- Welche Auswirkungen kann meine Antwort haben auf mich als Person oder auf meine Karriere?
- Kann ich mich ehrlich äußern?
- In welchem Kontext wird mir diese Frage überhaupt gestellt?
- Welche Antwort wird von mir erwartet?
- Wie ist die Kultur der Firma, was ist hier firmenpolitisch korrekt?
- Was ist wenn ich etwas dummes sage?
Am Ende des Tages wäre eine ehrliche Antwort die allerbeste.
Ohne Ehrlichkeit geht nichts. Wir hinterfragen nichts und wir denken nichts neu, wir entwickeln keine neuen Ideen und wir werden ganz sicher nicht die Art und Weise analysieren und modernisieren, wie wir unsere Arbeitswelt gestalten, geschweige den etwas so radikales wie New Work umsetzen.
Führungskräfte müssen sich mehr den je fragen, wie es mit der Ehrlichkeit in Ihrem Unternehmen bestellt ist.
Bekommen alle das Feedback das sie brauchen oder das was sie wollen?
Hinterfragen wir, kreieren wir und kollaborieren wir vertrauensvoll?
Oder herrscht eine Kultur der Angst vor Ehrlichkeit, der Angst davor etwas falsches oder unkluges zu sagen oder etwas, das uns firmenintern schaden könnte?
O-Ton aus einem Workshop: „Unser Chef fragt uns immer nach unserer ehrlichen Meinung, aber die zu sagen bringt eh nichts, weil er dann doch allein und nach seiner persönlichen Sichtweise entscheidet. Wenn das so weiter geht bin ich weg.“
Seien Sie Ehrlich: trauen Sie sich New Work?
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Bildnachweis: Alle Fotos von CANVA, Diagramm von Statista