4. März 2024

Holokratie oder: die Herrschaft des Ganzen!

 

Wir diskutieren derzeit viel darüber, ob Hierarchien noch zeitgemäß sind und Unternehmen am Markt noch wettbewerbsfähig, wenn sie sich an das Prinzip der klassischen Hierarchie halten. Holokratie ist das neue Zauberwort – die einen sehen hier blanke Anarchie, die anderen den einzig gangbaren Weg, um in unserer heutigen Wissensgesellschaft zu bestehen.

 

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Klassische Hierarchien und wo sie herkommen

Der Begriff der Hierarchie wurde erstmals von der katholischen Kirche genutzt, um die Priesterliche Rangordnung festzulegen. Mit dem Aufzug des Industriezeitalters erhielt der Begriff der Hierarchie eine neue Bedeutung, um Rangordnung und Zusammenarbeit in Fabriken Schlachthöfen usw. festzulegen und er hat sich etabliert.

Letztlich sind Hierarchien einfach Kontrollgremien. Wir kontrollieren ob die Arbeit gemacht wird und die Kette geht von der Teamleitung bis zur Geschäftsführung.

Reduzieren wir mit Hierarchien Komplexität, oder machen Hierarchien alles nur noch komplexer?

Lange Jahre schien das gut zu funktionieren und die Zahlen stimmten. Natürlich ist das kein System, welches Vertrauen fördert oder Mitarbeitende dazu ermutigt selbst zu denken und sich konstruktiv einzubringen.

Heute entwickeln wir uns zu einer Wissensgesellschaft. Menschen möchten mehr Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit in Ihrem tun, denn sie haben heute die Möglichkeit über diese Dinge nachzudenken, weil sie nicht mehr flächendeckend 14 Stunden am Tag arbeiten müssen.

Da stellt sich die Frage, ob die Strukturen der Vergangenheit für die Herausforderungen der Zukunft geeignet sind.

 

Moderne Führungsprinzipien und Holokratie

Genau hier liegt die Herausforderung. Heute wird auf allen Ebenen gedacht, nicht nur an der Firmenspitze, und unternehmen geben viel Geld für digitale Infrastruktur aus, für Fachkompetenz, für moderne Denkansätze und für die nächste lukrative Idee.

Lange Zeit war es modern die hierarchische Pyramide auf den Kopf zu stellen, um darzustellen, dass es nicht die Führungsebene ist die das Sagen hat, sondern die, die machen, die Ausführen.

Schön gedacht und einfach darzustellen, jedoch fernab von der Realität im Unternehmen.

Am Ende des Tages werden Entscheidungen immer noch von der Unternehmensführung getroffen. Manager kontrollieren immer noch Teamleiter und Teamleiter kontrollieren immer noch Mitarbeitende. oder können Sie mir ein Unternehmen nennen, wo die Mitarbeitenden dem CEO oder Inhaber mitteilen was zu tun ist und diese Person dann darauf hört?

„Im industriellen Zeitalter saß der CEO ganz oben in der Hierarchie und musste auf niemanden hören. Im Informationszeitalter muss man auf die Ideen aller Leute hören, egal wo sie in der Organisation angesiedelt sind.“

John Scully   

 

Holokratische Ansätze – wie soll das gehen?

Brian Robertson, ein amerikanischer Unternehmer, begründete den Begriff der Holokratie im Jahr 2007 und wendete die Prinzipien in seinem Unternehmen an. Ziel ist es, wegzukommen von starren Strukturen, von Machtstreben, Politik und Standesdünkel und langwierigen Entscheidungsprozessen, welche Unternehmen lähmen und unflexibel machen.

Statt Positionen zu besetzen, nehmen Mitarbeitende Rollen ein und in diesen Rollen agieren sie an den Stellen im Unternehmen, wo sie gebraucht werden. Es gibt keine Führungskräfte, sondern Mitarbeitende kollaborieren sinnvoll und effektiv dort, wo es dem Unternehmen am meisten hilft. So wie sich das Unternehmen entwickelt, entwickeln sich auch die Arbeitsgruppen. Das kann auch bedeuten dass eine Arbeitsgruppe sich nach getaner Arbeit auflöst und sich an anderer Stelle eine Neue bildet.

 

Führungskultur jetzt ändern!

Führungskräfte sollten jetzt damit beginnen weniger zu kontrollieren, mehr zu vertrauen, andere Ansätze zu akzeptieren, zu ermächtigen und sich klar zu werden, dass das Zeitalter von reinen Managern sich dem Ende zuneigt. Selbstführung und Integration sind hier die richtigen Ansatzpunkte.

Holokratie leitet sich vom Konzept der Soziokratie ab, welches schon lange existiert und für alle zugänglich ist. Unter anderem Frederik Laloux beschreibt in seinem Buch „Reinventing Organisations“ einen sehr ähnlichen Ansatz, anhand von Beispielen aus dem Arbeitsleben.

Letztlich geht es doch immer um das große Thema der Evolution der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, vor dem Hintergrund der Entwicklung weg von einer Industriegesellschaft hin zu einer Sinngesellschaft.

Es geht heute um Nachhaltigkeit, Ganzheitlichkeit, Sinnhaftigkeit dezentralisierte Entscheidungsfindung, Selbstorganisation und das Gefühl einen Beitrag zu leisten.

In der Arbeitswelt der Zukunft wird es eine Menge Dinge geben, welche Maschinen uns abnehmen werden. Darum stellt sich für mich nicht die Frage ob sich diese Prinzipien durchsetzen werden, sondern nur wann.

Holokratie ist kein Konzept, es ist ein Mindset.

 

Sollten Unternehmen also jetzt eine Holokratie-Lizenz erwerben und das Ganze umsetzen?

Aus meiner Sicht ist die Antwort hierauf grundsätzlich nein und darum geht es auch gar nicht. Was Firmen jetzt tun müssen ist, ihr Mindset zu ändern und sich neuen Ideen zu öffnen. Sind die Menschen bereit, Hierarchien abzubauen? Sind Manager, Teamleiter, Supervisor, Direktoren bereit, Hierarchien ganz aufzugeben? Möchten die Menschen im Unternehmen hier und jetzt dieses hohe Maß an Verantwortung und Veränderung annehmen und finden Sie sich darin zurecht?

Wie beschrieben ist Holokratie ein Entwicklungsprozess, der Zeit und die Unterstützung aller Beteiligten braucht. Führungskräfte sollten jetzt damit beginnen weniger zu kontrollieren, mehr zu vertrauen, andere Ansätze zu akzeptieren, zu ermächtigen und sich klar zu werden, dass das Zeitalter von reinen Managern sich dem Ende zuneigt. Selbstführung und Integration sind hier die richtigen Ansatzpunkte.

Die umgedrehte Pyramide ist kein schlechter Startpunkt. Verdeutlicht sie uns doch sehr schön, das starres denken in Positionen zum Gestern gehören, egal wie rum man die Pyramide hält.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, sich Gedanken um Hierarchien in ihrem Leben zu machen!

 

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Bildnachweise: Fotos von Canva und Pexel (Dio Hasbi Saniskoro)