Führung und Karriere- wer wird befördert?
Wer darf Karriere machen?
Die Art wie Unternehmen darüber entscheiden, wer aufsteigt und wer nicht, wird oft nach Parametern wie Leistung, Performance, KPI, Durchsetzungsvermögen, Netzwerk oder „Stallgeruch“ entschieden. Führungskräfte sollten sich dringend fragen, ob das der richtige Weg ist. Egal ob sie sich selbst bewerben oder eine Stelle zu besetzen haben.
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Wie zufrieden sind Sie mit der Chefetage?
In einer Randstad Umfrage äußerte sich die große Mehrheit der Beschäftigten unzufrieden mit ihren Vorgesetzten. Satte 91 Prozent der Befragten sehen in ihrem Unternehmen Verbesserungsbedarf im Bereich der Personalführung und Mitarbeitermotivation.
Wie finden wir unsere Chefs
- Angeblich lästern Arbeitnehmende in Deutschland im Schnitt 4 Stunden pro Woche über ihre Vorgesetzten
- Arbeitnehmende kommen wegen des Jobs – und gehen wegen des Chefs. Blender, Pedanten, Kontrollfreaks, Ausbeuter, Choleriker – die Liste der Chefattribute und -allüren ist lang und unschön!
- 47 Prozent der deutschen Angestellten haben schon einmal wegen eines Vorgesetzten gekündigt, fand die Unternehmensberatung Information Factory kürzlich heraus.
- An unzähligen Stellen im Netz wird erklärt, warum so viele Psychopathen es in Führungspositionen schaffen und wie wir sie erkennen und Ihnen Paroli bieten.
„It doesn’t make sense to hire smart people and then tell them what to do. We hire smart people so they can tell us what to do.’” Steve Jobs
Wie sind die Anforderungen für die Position?
Führungskräfte haben es nicht leicht. Heute weniger denn je. Sie müssen nicht nur klassische Führungsrollen beherrschen, sondern auch neue. Agilität, New Work, führen auf Augenhöhe, ethisch, inklusiv kommunizieren und handeln, nachhaltig und sinnstiftend. Ziele sollen natürlich auch erreicht werden!
Eine Frage, die oft zu wenig beachtet wird, ist, ob die Anforderungen des neuen Jobs auch zu den Fähigkeiten der Führungskraft passen. Die besten Vertriebler sind nicht zwingend die besten Vertriebsleitungen.
„Steigt jemand in eine verantwortungsvollere Position auf, bleibt oft außen vor, welche Anforderungen eine neue Position mit sich bringt – und ob die Fähigkeiten der Person dem dann weiter standhalten können“,
sagt Uwe Kanning, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Osnabrück.
Wer im Unternehmen aufsteigt und was diese Person auszeichnet, wird meistens umso subjektiver bewertet, je weiter es nach oben geht.
Oft werden diejenigen ausgewählt, die ins System und in die Kultur passen, egal was das für eine Kultur ist. Sie kennen die Strukturen und bedrohen nicht das System und den Status Quo. Das sind oft Menschen, die schon eine Weile im Unternehmen sind und sich auskennen mit der Politik, den hinteren Bühnen und der versteckten Tagesordnung. Externe Bewerbungen haben es da oft schwer.
Herkunft, Werte, Hobbies – Der Ähnlichkeitseffekt entscheidet oft
Auch Vorurteile, bewusst oder unbewusst, spielen bei der Beförderung eine sehr große Rolle
Dinge wie Herkunft, Geschlecht, Aussehen, Meinungen, Wertvorstellungen, sexuelle Orientierung oder Religion entscheiden oft über die Ernennung, obwohl sie mit den Fähigkeiten als Führungskraft nichts zu tun haben.
„Wir brauchen die richtigen Leute im Unternehmen, nicht die besten Leute.“
Jack Ma
Ich habe irgendwann realisiert, dass ich Führung erlernen und in alle Richtungen führen kann, au. Mir wurde klar, dass ich nicht ausgeliefert bin und dass es eine Person gibt, die ich führen, managen und entwickeln kann und das bin ich selbst!
Einer aktuellen Analyse der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich auf der Grundlage von knapp 74.000 Bewertungen auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu zufolge sind es vor allem drei Dinge:
- Vertrauen gegenüber ihren Mitarbeitenden
- Wertschätzung für deren Einsatz und
- Eine offene und transparente Art der Information.
Die Realität scheint laut der Studie anders auszusehen: Chefs kritisieren oft jeden kleinen Fehler, üben oft unangemessene und generalisierte Kritik, halten Angestellte klein oder lassen sie im Stich.
Führung ist schwer und erfordert Demut, Reflektion und Authentizität
Viele Menschen, die in Leitungspositionen aufsteigen tun dies, weil sie Ziele erreichen, sich durchsetzen können, entscheidungsfreudig sind, kompetent und oft unbeirrbar.
Das zieht im Umkehrschluss oft Menschen an, die naturgemäß wenig Hang zur Selbstreflektion haben, schlecht zuhören können und versuchen ihre Meinung durchzusetzen.
Oft tummeln sich hier dann
- Machiavellisten
- Narzissten
- Toxische Persönlichkeiten
- Psychopathen
- Blender
- Erscheinungsmanager
Das scheint ein hoher Preis. Wissen wir doch, dass Menschen in der Regel ihre Führungskräfte verlassen und nicht das Unternehmen.
In Führungspositionen müssen wir uns selbst Führen
Die eigenen Stärken und Neigungen zu verstehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, verstehen wie unsere Entscheidungsprozesse ablaufen, uns unsere Vorurteile bewusst machen, ist Selbstmanagement und das können wir üben.
Wenn es um Führung geht, dann sollten einige Fragen zwingend beantwortet werden, bevor eine Stelle besetzt wird
- Geht es um das Streben nach Macht und Geld
- Sind keine fachlichen Führungspositionen verfügbar
- Was sind Gründe für diesen angestrebten Karriereschritt
Führung ist die Achillesferse vieler Unternehmen und schlechte Führung ändert sich in der Regel nicht von allein.
Laut einer Gallup Umfrage aus dem Jahr 2020 hatten 68% von Arbeitnehmenden eine geringe emotionale Bindung an ihr Unternehmen.
Mehr als ein Drittel waren auf dem Absprung. Das führt zu Fluktuation und senkt die Produktivität.
Grund genug genau zu schauen, wen wir mit Führungsaufgaben betrauen bzw. ob wir uns in einer Führungsrolle wohl fühlen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!
Kontakt
Bildnachweis: Foto von CANVA, Schaubilder von Statista und Kununu
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