8. Januar 2024

Einfach mal NEIN sagen – klingt leichter als es sich spricht!

 

Es fällt vielen von uns schwer, nein zu sagen. Dabei würde es uns guttun. Über ein kleines Wort mit großer Bedeutung.

 

Oft kommen andere Menschen und möchten etwas von uns. Je nachdem wer oder was es ist, fällt es uns schwerer oder leichter, nein zu sagen.

„Kannst Du diese Aufgabe übernehmen, Du bist die richtige Person dafür.“

„Ich erwarte, dass Sie am Samstag auch dabei sind.“

„Kannst Du mir helfen, Bitte!“

„Können Sie das heute noch fertig machen?“

„Nimmst Du an der Besprechung teil?“

„Können Sie Ihren Urlaub verschieben?“

Die Varianten sind endlos und oft kommt uns das Wort NEIN nicht über die Lippen, obwohl wir WISSEN, dass ein JA mit Stress und Unzufriedenheit verbunden ist.

 

In syntaktischer Hinsicht hat das Wort „nein“ selbst satzwertigen Status, entspricht also bei alleinigem Einsatz einem vollständigen Satz.

 

Ich kann nicht heißt ich WILL nicht

Oft kleiden wir ein NEIN in eine Entschuldigung ein, damit es etwas einfacher wird. Wir lassen es dann gerne so klingen als ob wir wirklich gerne würden (was ja vielleicht sogar stimmt), aber äußere Umstände, über die wir keine Kontrolle haben, hindern uns leider daran (was wahrscheinlich eher nicht stimmt).

„Ich kann leider nicht. Zu viel zu tun“

„Tut mir leid, aber ich muss noch so viel erledigen, mir wurde wieder so viel aufgehalst.“

„Ich würde wirklich gerne helfen, aber ich kann gerade wirklich nicht, entschuldige!“

Am Ende wäre es doch besser, wenn wir eine klare Entscheidung treffen und diese dann auch klar kommunizieren.

 

Warum fällt es mir gerade schwer, Nein zu sagen?

Kindheitserfahrungen sitzen tief. Oft haben wir gelernt, dass ein NEIN negativ ist und unsere Eltern verärgert hat wenn wir es gesagt haben, oder wir oft ein NEIN bekommen haben, was sich nicht gut anfühlte. Darum vermeiden wir es.

Hier sind noch einige weitere Gründe, warum es uns schwerfällt, ein Nein auszusprechen:

Wir sollten uns immer fragen, welchen Preis wir zahlen, wenn wir Ja sagen.

Kosten für vorschnelles Ja-sagen können sein:

 

Es ist wichtig, dass wir uns selbst erlauben Nein zu sagen, ohne darauf zu warten, dass andere Menschen Uns dazu die Gelegenheit geben.

 

Wer nicht Nein sagen kann, fühlt sich oft von der Anfrage geschmeichelt

Geben wir es zu: wenn Menschen zu uns kommen und unsere Meinung wollen, unsere Hilfe oder unsere Mitarbeit, dann fühlen wir uns erst einmal geschmeichelt. Wir werden gebraucht, unsere Expertise ist gefragt, unsere charmante jedoch kompetente Präsenz im neuen Projekt ist absolut unabdingbar!

 

„Der Schmeichelei gehen auch die Klügsten auf den Leim“, wusste schon der französische Dramatiker Molière.

 

Wer nicht Nein sagen kann, vergleicht sich mit der Leistung der anderen

Wir Leben momentan in einer Leistungsgesellschaft, wo es ständig um den Kampf gegen die anderen geht. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und wir haben permanent das Gefühl, wir dürfen es auch nicht.

Wir neigen also dazu, ständig zu prüfen was die anderen tun.

 

Was tun, wenn wieder mal eine Antwort von uns erwartet wird?

Gerade wenn wir in Führungsverantwortung stehen, werden wir oft von Anfragen überschwemmt. Aufgrund der Hierarchien in den meisten Unternehmen, sind Führungskräfte oft ein Nadelöhr, durch das alle Entscheidungen hindurchmüssen.

Das führt zu Stress, weil wir natürlich jederzeit umsichtig, belastbar und in Kontrolle erscheinen wollen. Um aus dem Hamsterrad heraus zu kommen, können wir folgendes tun:

 

Wer zu allem „Ja“ und „Amen“ sagt, gewinnt vielleicht ein paar Sympathiepunkte, tappt aber in die Gefälligkeitsfalle. Die Folgen: Wer nicht NEIN sagen kann…

Diese einfache Struktur kann uns helfen, ein Nein kompetent auszusprechen:

Das INGA Prinzip

1. Interesse zeigen

Hören Sie sich zunächst das Anliegen oder die Erwartungen Ihres Gegenübers an. Indem Sie grundsätzliches Interesse signalisieren, beweisen Sie Respekt und Wertschätzung – Ihr Gegenüber fühlt sich zugleich ernst genommen. Das ist vor allem wichtig, falls Vorgesetzte mit einer – wie immer dringenden – Bitte ins Büro schneien.

Dabei helfen Rückfragen zu dem Hintergrund des Anliegens. Zudem können Sie über das Zuhören und Nachhaken erfahren, wie wichtig Ihrem Gesprächspartner das Anliegen wirklich ist und warum.

2. Nein sagen

Trotz allem Verständnis: Ihre Antwort lautet „Nein“. Es ist entscheidend, dass Sie an dieser Stelle Klartext reden und unmissverständlich deutlich machen, dass Sie dem Wunsch nicht nachkommen. Natürlich trotzdem freundlich und höflich. Zum Beispiel: „Ich verstehe dich, aber es tut mir leid: Ich werde das nicht machen.“ Abschwächungen vom Typ „Eigentlich wollte ich…“ Oder: „Möglicherweise könnte ich…“ sind absolut tabu!

Wer Nein meint, sollte Nein sagen. Klipp und klar. Beschwichtigungen entstehen oft nur aus dem Wunsch heraus, andere nicht zu verletzen. Sie untergraben aber den Entschluss und lassen Sie weniger souverän wirken. Eine Absage ist völlig legitim. Mit Einschränkungen wecken Sie nur falsche Hoffnungen – und die sorgen später für Enttäuschungen.

3. Grund nennen

Im dritten Schritt sollten Sie Ihre Entscheidung kurz begründen. Die Begründung hilft Ihrem Gegenüber, die Ablehnung zu verstehen. Ohne Begründung entsteht leicht ein Vakuum, das mit Spekulationen gefüllt wird: „Mag die mich?“ „Ist er sauer auf mich?“ Warum reagiert sie so???“ Achtung: Geben Sie nur eine Erklärung ab – keine lange Rechtfertigung. Zum Beispiel: „Ich fühle mich geschmeichelt, aber die Wochenenden gehören grundsätzlich meiner Familie.“

Gerade gegenüber Vorgesetzten kann es hilfreich sein, mögliche Folgen zu verdeutlichen. Etwa: „Danke, dass Sie mir so viel Vertrauen entgegenbringen. Aber ich habe bereits mehrere Projekte, um die ich mich kümmern muss. Wenn ich diese Aufgabe zusätzlich übernehmen soll, wird sich der Abgabetermin von Projekt X zwangsläufig nach hinten verschieben.“ Ebenfalls hilfreich: Drücken ein kleines Bedauern wegen des „Nein“ aus. Das nimmt der Aussage ihre Schärfe und Härte: „Es tut mir leid: Nein – aber sonst unterstütze ich dich gern.“

4. Alternative anbieten

Der vierte und letzte Baustein macht das INGA-Prinzip so konstruktiv: Sie sagen nicht einfach nur „Nein“, sondern bieten trotzdem eine Alternative an. Beispiel: „Heute kann ich das nicht mehr schaffen, aber morgen könnte ich dich dabei unterstützen.“ Oder: „Wenn ich diese Aufgabe heute noch übernehmen soll, muss allerdings XY liegenbleiben, einverstanden?“ Die Alternative unterstreicht nochmal Ihre Ernsthaftigkeit und dass Sie grundsätzlich hilfsbereit sind. Nur eben auch eigene Arbeit und Bedürfnisse haben – und diese genauso ernst nehmen.

Die Alternative kann übrigens auch ein Tipp sein, wo der- oder diejenige stattdessen Hilfe bekommen kann. Oder ein Vorschlag, wie Ihr Gegenüber die Aufgabe alleine lösen kann. Entscheidend ist, dass abschließend der Eindruck entsteht, dass Sie grundsätzlich kooperativ sind und auch gerne geholfen hätten. Nur diesmal geht es eben nicht.

 

 

Und zu guter Letzt müssen wir uns fragen, wie wir mit einem Nein umgehen

– Finden Wir es angemessen, wenn andere einer Bitte von uns nicht nachkommen?

– Wie gehen wir mit dieser Enttäuschung um?

 

„When you say ‚yes‘ to others, make sure you are not saying ’no‘ to yourself.“ Paulo Coelho

 

 

Entspannt und sachlich nein sagen zu können ist wichtig.

Um Nein sagen zu können, müssen wir allerdings unsere Bedürfnisse kennen und Verantwortung für unser Innenleben übernehmen. Wenn wir das tun, können wir nicht immer erwarten, dass die andere Person versteht, wie wir uns fühlen. Deswegen ist es nicht immer leicht, Nein zu sagen.

 

Nur wenn wir es schaffen, ein NEIN als eine ausgewogene, sachliche Entscheidung zu verstehen, werden wir gesund damit umgehen und können einen spürbaren Vorteil davon haben.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!

 

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