15. Dezember 2023

Echte Feedbackkultur ist unbezahlbar – wenn wir sie uns trauen!

 

Alle wollen Sie, keiner scheint Sie zu haben: die echte, gelebte Feedbackkultur. Sie ist aber eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Führungskultur.

Was müssen Führungskräfte jetzt tun?

 

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Nicht gemeckert ist ja wohl genug gelobt!

Das höre ich von Teilnehmenden meiner Workshops zum Thema Feedbackkultur, wenn ich sie frage wann sie zum letzten Mal ein gut vorbereitetes Feedback erhalten haben.

Dabei scheinen sich alle einig zu sein, dass eine gute Feedbackkultur eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Führungskultur ist.

Alle wollen es also und niemand scheint es zu bekommen, woran kann das liegen?

 

Feedback bedeutet einfach „Rückmeldung“, was ist daran bloß so schwer?

Die Sache ist eigentlich simpel: Es handelt sich um eine sachliche Rückmeldung, wo wir „Feedback“ geben über Verhalten, das in der Vergangenheit liegt und „Feedforward“ über Verhalten, welches wir uns für die Zukunft wünschen. Wir halten einen Spiegel vor und helfen damit der Person, welcher wir Feedback geben, Ihre Wirkung auf andere besser einzuschätzen und zu steuern – und umgekehrt.

„The trouble with most of us is that we would rather be ruined by praise than saved by criticism.“ (Norman Vincent Peale)

So weit so gut, die Realität sieht etwas anders aus. Dabei hat eine gute Feedbackkultur viele Vorteile denn sie zeugt von echter Wertschätzung und die ist gesund!

 

Wie wichtig ist das Thema Feedback in den Firmen?

In meinen Workshops ist Feedback eines der Themen, welches von Teilnehmenden angesprochen wird, wenn es um Kommunikation geht, um Führungskultur, Kollaboration und um Work-Life Balance. Im Gespräch fallen dann Äußerungen wie diese:

 

„There is no failure, only feedback.“

Robert Allen

 

Bei Feedback geht es um die Sache und nicht um Rang, Befindlichkeit, Politik oder Standesdünkel. Genau deswegen ist es so schwer eine offene Feedbackkultur zu etablieren.

Mal ehrlich, welche Führungskraft findet das schön, regelmäßig und offen auf Schwächen oder Fehlverhalten hingewiesen zu werden? Was verstehen denn schon die, welche hierarchisch 2 Stufen unter mir stehen, von meiner Arbeit? Wie stehe ich denn bei anderen Führungskräften im Unternehmen da, wenn ich unter Umständen regelmäßiges, öffentliches und bisweilen negatives Feedback einstecken muss und darauf lediglich mit einem „ Danke für ihr Feedback“ reagiere? Was passiert denn, wenn bei der nächsten 360Grad Befragung der Mitarbeitenden schonungslos offenes Feedback zurückkommt an die Personalabteilung?

Da wird vielleicht geredet und die Unternehmensführung fragt sich: habe ich meine Leute nicht im Griff? Gebe ich ein schlechtes Beispiel? Bin ich als Führungskraft noch tragbar?

Was braucht es für eine gute Feedbackkultur?
  • Feedback braucht Vertrauen
  • Feedback braucht Ehrlichkeit
  • Feedback ist positionsunabhängig
  • Feedback ist die sachliche Beschreibung von beobachtbarem  Verhalten. Die Rückmeldung bezieht sich nur darauf und nicht auf Charakter, Kompetenzen oder Fähigkeiten
  • Feedback muss zeitnah gegeben werden, sonst verliert es seine Wirkung. Im Halbjahresgespräch ist es oft schon viel zu spät
  • Feedback ist unpolitisch. Es dient nur der Verbesserung des großen Ganzen und nicht der Verfolgung eigener Ziele
  • Feedback ist Wertschätzung, denn es hat sich jemand die Zeit genommen, sich mit mir zu beschäftigen

 

Ich weiß nicht, wie oft in meiner Karriere ich in einem Konferenzraum saß Und die neue Führungskraft, CEO, oder Geschäftsführerin mir versicherte, dass mein offenes Feedback geschätzt und jederzeit erwünscht ist („sagen Sie mir ruhig offen und ehrlich, wenn ich Blödsinn rede, das schätze ich sehr!“)

Ich habe in über 20 Jahren nie erlebt, dass das wirklich so gemeint war. Stattdessen gilt es solange, bis jemand wirklich etwas kritisches offen ausspricht.

 

Wie schaffen wir eine echte Feedbackkultur?

An vielen Stellen wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Feedback eine Funktions- und Hierarchieübergreifende Kommunikation sein muss. um eine echte Feedbackkultur zu schaffen.

Daraus wird in der Regel gefolgert, dass eine solche Kultur nur von „oben“, also von der Unternehmensführung, initiiert werden kann.

Kultur kann aber nicht einfach von „oben“ übergestülpt werden, sondern es braucht Menschen, welche auf Grundlage von Gemeinsamkeiten eine Kultur entwickeln und verbreiten.

Kultur wächst, sie ist die Summe aller Werte der Menschen im Unternehmen und sie kann sich an verschiedenen Orten in einer Firma entwickeln.

Wenn wir hier auf die Unternehmensspitze warten, wird es vermutlich nie passieren.

 

Never underestimate the power of a few committed people to change the world. Indeed, it is the only thing that ever has“

Margaret Meade

Was sollten Führungskräfte jetzt tun?

Feedback ist kein Angriff, sondern eine Chance!

Schaffen Sie in Ihren Teams Zellen des Vertrauens und des offenen Austausches.

Zeigen Sie durch tägliches tun dass offenes Feedback bei Ihnen tatsächlich erwünscht ist

Ertappen Sie Menschen dabei, wie sie etwas richtig machen und sagen Sie es ihnen!

Haben Sie den Mut bei sich selbst anzufangen und eine echte Kultur zu schaffen, statt Feedback zu fürchten und es auf Jahresgespräche oder Meetings zu begrenzen.

Am Ende des Tages ist eines klar: die Führungs- und Managementstrukturen des 20. Jahrhunderts haben ausgedient und wir müssen jetzt den Schritt hin zu einer ganzheitlichen und sinnstiftenden Zusammenarbeit machen.

Nur dann werden wir das nötige Vertrauen aufbauen, um eine echte, offene Feedbackkultur zu schaffen, mit deren Hilfe wir in der Arbeitswelt der Zukunft unsere Ziele und die des Unternehmens erreichen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!

 

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Bildnachweis: Foto von Yan Krukau, Beitragsbild von Canva