Arbeitszeiterfassung – work smarter, not harder
Im Jahr 2019 hat das EUGH eine EU weite, einheitliche Gesetzgebung zur Arbeitszeiterfassung beschlossen. Die Bundesregierung hat jetzt einen Gesetzentwurf hierzu vorgelegt. Das Ziel ist es, die Arbeitszeit aller Menschen in der EU, die einer Beschäftigung nachgehen lückenlos und nachvollziehbar zu erfassen.
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Reaktionen und Argumente zum Thema Arbeitszeiterfassung
Der Aufschrei war zunächst groß:
- Das ist nicht zeitgemäß, moderne Führungskonzepte sprechen von Selbstbestimmung und Ermächtigung, nun wollen die Bürokraten in Brüssel die totale Kontrolle.
- Das Vertrauen zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden wird zerstört
- Errungenschaften wie Homeoffice oder dezentrales Arbeiten werden erschwert
- Sie bremst Leistungsträger aus
- Vertrauensarbeitszeit wird effektiv abgeschafft
- Der zeitliche und finanzielle Aufwand ist für viele Firmen nicht akzeptabel
„Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.“
Leonardo da Vinci
Meine Gegenargumente:
- Unser System ist auf Geld für Zeit aufgebaut, nicht auf Geld für Arbeit – Das können wir gut finden oder nicht, aber solange das so ist sollte die Zeit auch zweifelsfrei gemessen werden können
- Was sind „Leistungsträger“? Menschen die gute, verantwortungsvolle Arbeit machen oder Menschen, die viel zu viel arbeiten, weil sie nicht führen, delegieren, organisieren und priorisieren können oder wollen?
- Die Diskussion wird aus dem Elfenbeinturm heraus geführt. Menschen die Freiberuflich sind und über moderne Führung sprechen ohne selbst von Thema betroffen zu sein und angestellte Führungskräfte, die bislang Vertrauensarbeitszeit hatten und sich von der neuen Regelung beeinträchtigt fühlen
- In einer Firma, für die ich einmal gearbeitet habe, gab es eine interessante Situation. Altlasten in Arbeitszeitkonten mussten abgebaut werden. Das führte soweit, dass Filialleitungen ein Jahr lang nur 4 Tage die Woche gearbeitet haben. Dies hatte zufolge, dass verantwortungsvoller geführt und Organisiert wurde. Aufgaben wurden verteilt, Vertrauen aufgebaut.
- Homeoffice und dezentralisiertes Arbeiten sprechen nicht gegen Arbeitszeiterfassung. Wenn Menschen im Homeoffice arbeiten oder viel unterwegs sind, möchten diese auch Ihren Aufwand und Ihre Stunden Wertgeschätzt und vergütet wissen. Gerade bei Menschen mit Vertrauensarbeitszeit Zeit kommt es nämlich oft zu missbräuchlichem Verhalten durch die Arbeitgeber.
- Der finanzielle Aufwand um Stunden zu protokollieren muss außerdem nicht hoch sein. Ein Zettel reicht hier schon und dann ist es eine Frage des Führungsverhaltens: nehmen Führungskräfte das Thema zum Anlass für einen regelmäßigen, strukturierten Austausch, bei dem unter anderem auch kurz über das Arbeitszeitkonto gesprochen wird, oder ignorieren sie es, wie es im Moment oft Praxis ist. Hier wird eine Chance ausgelassen, Vertrauen aufzubauen.
- Klare Regeln und die Überprüfung der Einhaltung schaffen Vertrauen und Transparenz. Grauzonen werden vermieden, es staut sich kein Unmut auf, Missbrauch wird minimiert, eine klare Kultur wird geschaffen
Auch wirtschaftlich macht es Sinn, die Arbeitszeit zu erfassen
Laut Statista fallen in Deutschland jedes Jahr durchschnittlich ca. 900 Millionen € an unbezahlten Überstunden an.
Sind diese Stunden alle nötig, um die Arbeit zu schaffen oder wird einfach nicht effektiv gearbeitet?
Was passiert, wenn diese Stunden alle auf einmal von den Arbeitenden zurückgefordert werden?
Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben.
Gerhard Uhlenbruck
Dann doch lieber ein Austausch auf Augenhöhe, klare Absprachen, ein Ansporn zur Selbstorganisation, um mit den allokierten Stunden auszukommen und work life balance zu gewährleisten.
Führungskräfte sind hier gefragt denn das Thema ist nicht neu und auch nicht schwierig.

Gehen Sie JETZT in sich und fragen Sie sich: wird in meinem Unternehmen immer Zeit-Ökonomisch gearbeitet? Selten unnötige Meetings? Keine komplizierten und unnötigen Prozesse? Wenig Arbeit, die doppelt gemacht wird weil Vorgesetzte ganz sicher gehen wollen dass Sie nicht angreifbar sind? Eine gute Zeit Erfassung birgt riesige Chancen. Agil arbeiten, new work leben, Wertschätzung, Einbeziehung, Sinnstiftung. Dadurch werden Arbeitnehmende nicht unnötig kontrolliert. Ihre Zeit wird geschätzt und wenn Unternehmen es richtig angehen., kann eine starke, vertrauensvolle Führungskultur aufgebaut werden.
Führungskräfte führen Menschen und haben die Verantwortung, die Voraussetzungen zu schaffen, damit diese Menschen die Unternehmensziele realisieren können. Und zwar so dass Sie dabei ein erfülltes Leben führen können, bei der Arbeit und im privaten.
Work smarter, not harder ist für viele abgedroschen und Oberlehrerhaft. Am Ende des Tages ist es aber wahr und der Grund warum wir die Aussage nicht mögen ist meistens, weil wir das was sie vorschlägt nicht hinkriegen!
das ist nicht die Schuld des Spruchs sondern unsere eigene und Arbeitszeiterfassung kann ein guter und wichtiger Schritt in diese Richtung sein!
Also: statt auf die Bürokraten aus Brüssel zu schimpfen fangen wir doch einfach bei uns selbst an!
Work Smarter, Not Harder
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!
GET IN TOUCH
Bildnachweise: Foto von Canva, Überstundenstatistik von Statista
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