5. Februar 2024

Besprechungen – die Geisterbahn aus der es kein Entrinnen gibt

 

In unserer heutigen Wissensgesellschaft wird Kommunikation immer wichtiger und Besprechungen im 21. Jahrhundert können schnell und effektiv geplant, alle nötigen Dokumente im Vorfeld zur Verfügung gestellt und das Treffen notfalls auch virtuell über Kontinente und Zeitzonen hinweg durchgeführt werden. Da sollten die Probleme der Welt doch bald der Vergangenheit angehören, nicht wahr?

 

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Besprechungen sind oft ineffektiv und nur der Laufsteg der Eitelkeiten. 

Neulich im Workshop wollte ich mal wieder zur Diskussion anstacheln und sagte: „ich habe gelesen, dass laut einer aktuellen Studie die Arbeitnehmenden in Deutschland bis zu zwei Drittel ihrer Arbeitszeit in Besprechungen verbringen und dass diese größtenteils als vollkommen nutzlos empfunden werden.“

Bevor ich enden konnte polterten daraufhin gleich mehrere der Anwesenden los, das dies ja wohl eine große Untertreibung sei und die tatsächliche Zahl ja wohl deutlich höher läge.

Es folgte eine Meckerrunde welche es in sich hatte und mir wurde bewusst, dass ich das alles nicht zum ersten Mal höre.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

„We are going to continue having these meetings, every day, until I find out why no work is getting done.“ Richard Moran

Laut Statista verbrachten 2018 ein Viertel der Arbeitnehmenden bis zu 75% ihrer Arbeitszeit in Besprechungen. Knapp die Hälfte immerhin noch 26-50%. Bei Führungskräften steigt der Anteil auf bis zu 90%. 

 

Ein Blick auf die momentane Situation

Es ist ein Fakt: Besprechungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Arbeitslebens und in jeder gesunden Organisation sollte es regelmäßige Besprechungen geben. Es gibt heute eher mehr Besprechungen als in der Vergangenheit.

 

„Schafft Meetings ab, behaltet die Plätzchen.“

Richard Moran

 

An sich sind Besprechungen auch nichts Schlechtes und sogar notwendig, um Unternehmensziele zu erreichen.

Die Herausforderung liegt in der Qualität der Besprechung und dem was dabei herauskommt.

Kostenfaktor Besprechung

Laut der Umfrage „state of meetings“, welche jährlich von doodle durchgeführt wird, geben Firmen in Deutschland ca. 64. Milliarden Euro für Besprechungen aus (Gehälter, Verköstigung, Reisekosten, etc.) Wenn ich sowie Geld hätte um es für Meetings auszugeben, dann möchte ich auch dass etwas sinnvolles dabei herauskommt!

 

Wie laufen Besprechungen in der Realität ab?

Schnell werden Besprechungen also ineffektiv und zu einer Verschwendung von Zeit und Geld. Das führt zu großer Frustration, gerade wenn Mitarbeitende einen guten Teil Ihrer Zeit mit ihnen verbringen. Studien zeigen, dass die Frustration sich sowohl bei Führungskräften als auch bei den Angestellten gleichermaßen einstellt.

 

TIP

Prüfen Sie, wieviel Zeit Sie mit Meetings verbringen. Sind es mehr als 25% Ihrer Arbeitswoche, dann sollten Sie sich über Sinn, Zweck und Mehrwert Gedanken machen

Wie sollten Besprechungen ablaufen?

Es gibt viele Abhandlungen zum Thema und Führungskräfte scheitern, wie so oft, nicht am Verständnis für das Thema sondern an der Umsetzung.

Patrick Lencioni beschreibt in seinem Buch „Tod durch Meeting“ recht anschaulich, wie diese oft ablaufen und wie sie ablaufen könnten.

In dem wundervollen Film „Meetings, bloody Meetings“ wird John Cleese jede Nacht in seinen Träumen vor Gericht gestellt, ob seiner fürchterlichen Besprechungen.

Kenneth Blanchard und Sheldon Bowles geben ebenfalls in vielen Ihrer Abhandlungen gute und relevante Hinweise für erfolgreiche Besprechungen.

 

The mark of a great meeting is not how short it is or whether it ends on time. The key is whether it ends with clarity and commitment from participants.”Patrick Lencioni

In der Theorie haben wir also alles, um gute, effiziente Meetings abzuhalten.

 

Ist das Abschaffen von Besprechungen die Lösung?

„Shopify schafft Meetings ab!“ (SZ vom 17.1.23)

„Messaging App “Rock” schafft alle regulären Meetings ab“ (Handelsblatt vom 25.3.22)

„SAP schafft Meetings am Freitag ab“ (CIO vom 5.5.22)

„Die zwei Pizza Methode von Jeff Bezos: wenn mehr Menschen anwesend sind, als von zwei Pizzen satt werden können, dann sind zu viele Menschen im Meeting.“ 

Eine kurze Internetrecherche zeigt, dass das Thema Meetings offenbar in vielen Firmen eine Rolle spielt und und die “Flut” an Meetings und deren Teilnehmerzahl medienwirksam eingedämmt wird.

Die Lösung suchen wir wieder einmal in der operative, indem wir bessere Besprechungen anweisen.

Dabei geht es nicht um die Zahl der Meetings oder darum , wie viele Menschen anwesend sind, sondern um die Führungskultur, in welcher wir sie abhalten und die ändert sich nicht durch Anweisungen von ganz Oben!

 

„You should never go to a meeting or make a telephone call without a clear idea of what you want to achieve“ – Steve Jobs

Der Weg aus der Geisterbahn – Mut zur guten Besprechung!

Die Frage ist also, ob Führungskräfte sich darüber klar sind, wie die Kultur im Unternehmen rund um Besprechungen ist, ob sie dieser Zustimmen und wenn nicht, ob sie den Mut und die Vision aufbringen, um an einer Kulturänderung zu arbeiten. Viele Aspekte können  wir in Betracht ziehen

Wir kennen also die Thematik und wir haben viele gute Ideen, wie meetings besser werden können.

Was wir aber brauchen ist eine Führungskultur, die das auch zulässt und hier brauchen Führungskräfte den Mut, sich selbst zu guten Besprechungsgastgebern zu entwickeln und aus althergebrachten Denkweisen auszubrechen, das muss Teil von Führung im 21. Jahrhundert sein.

Sie entscheiden über die Qualität der Besprechungen zu denen Sie gehen. Sind Sie bereit diese Verantwortung auf sich zu nehmen?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!

 

 

Kontakt

Bildnachweis: Fotos von CANVA, Statistik von Statista

 

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