Der Streit ums Gendering – macht euch mal locker!
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Gendergerechte Sprache – Viel wird darüber gesprochen und heftig diskutiert. In der Arbeitswelt macht sich das Thema ebenfalls zunehmend bemerkbar, führt zu Streit, ideologischen Kämpfen und „bösem Blut“.
Im Kern geht es aus meiner Sicht schlicht darum, dass wir uns selbst disziplinieren, verschiedene Standpunkte respektieren und das Thema in unseren Alltag integrieren.
Wie ist die Lage
Momentan sieht es oft so aus
- Die einen sagen wer nicht gendert kommuniziert nicht inklusiv und unterdrückt sprachlich (und wahrscheinlich auch sonst) alle Menschen, die sich nicht dem männlichen Geschlecht zuordnen. Zu inklusiver Sprache gehört ja auch Herkunft, Behinderungen, Religion und sexuelle Orientierung.
- Die anderen sagen gendern ist Nonsens, grammatikalisch falsch, sexistisxh (weil es die männliche Form unterdrückt) und reaktionär (Verhältnisse anstrebend, die überwunden und nicht mehr zeitgemäß sind).
Ich sage, fangen wir bei uns selbst an den wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe!
Mir als altem, weißen cis-Mann wird mitunter auch das Recht abgesprochen, hier überhaupt mit zu reden (das lateinische Wort „cis“ bedeutet „diesseits“. Damit wird beschrieben, dass cis Personen in dem Geschlecht „bleiben“, das ihnen zugeschrieben wurde (anders als bei „trans“, was soviel bedeutet wie „darüber hinaus“).
Denn Weiße cis Männer sind in unserem System privilegiert, erhalten die besten Jobs, die beste Bezahlung und die meiste Anerkennung.
Eine kurze Definition der Begriffe und der Herausforderungen
Fakt ist, es gibt
a) Genus (grammatisches Geschlecht m/w/n)) Grammatikalisch bin ich die Vertretung, wenn ich meinen Kollegen vertrete und wir sind auch 100 Kunden, sogar wenn 99 von uns Frauen sind.
b) Sexus (biologisches Geschlecht m/w). Hier sagen die einen, es gibt hier einen klaren Zusammenhang mit dem Genus, die anderen sagen es gibt ihn nicht.
d) semantische Gelschlechter (Onkel= männlich, Tante = weiblich)
c) Dazu kommen genderrollen (soziale Konzepte darüber, wie sich angehörige eines Geschlechts typischerweise verhalten)
Untersuchungen scheinen zu zeigen, dass z.B. Tieren in Kinderbüchern durchaus häufig „geschlechtskonforme“ Eigenschaften zugeordnet werden (Der mutige Löwe, Der starke Elefant, die elegante Gazelle, Die schwatzhafte Elster).
Noch immer spielt die Werbung mit tradierten Geschlechtsstereotypen
https://kulturshaker.de/rollenstereotype-in-spielzeug-und-werbung/
Auch über die Stereotypische Darstellung von Geschlechterrollen in Kinderbüchern gibt es einiges zu sagen.
So wird der Vater in der Regel abwesend beziehungsweise Zeitung lesend im Sessel dargestellt, während die Mutter sich überwiegend allein um die Kinder kümmert und nicht arbeitet. Jungs erleben Abenteuer und Mädchen steuern den Kuchen bei.
So oder so: ich bin dafür, dass wir entspannt und respektvoll mit Sprache umgehen und finde die Idee von inklusiver Sprache grundsätzlich richtig.
Letztlich sind die Kinder von heute die Führungskräfte von Morgen
Und wie ist das in der Arbeitswelt?
Eine Herausforderung scheint ganz einfach unsere Sprache zu sein, wenn wir sie wie gewohnt anwenden.
Auch der Duden, welcher ja seit 1880 unsere Sprache normiert, gendert z.B. erst seit 2022 bei den Berufsbezeichnungen. davor waren diese immer männlich, mit wenigen Ausnahmen, wie z.B bei der Krankenschwester.
Traditionell nutzen wir i.d.R. das generische Maskulinum und grammatikalisch meinen wir damit alle Geschlechter.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass wir dabei überwiegend das männliche Geschlecht assoziieren. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die nach einem berühmten Musiker, Politiker oder Manager gefragt werden, dann meistens auch Männer nennen. Wird die Frage geschlechtsneutral gestellt, ändert sich das.
Antrag im hessischen Landtag: Sind die Schulleiterin oder der Schulleiter, ihr planmässiger Vertreter oder ihre planmässige Vertreterin oder sein planmässiger Vertreter oder seine planmässige Vertreterin und Abwesenheitsvertreterin oder der Abwesenheitsvertreter der planmässigen Vertreterin oder des planmässigen Vertreters gleichzeitig länger als drei Tage abwesend, so ist die Schulaufsichtsbehörde zu informieren. Zitiert von Wolf Schneider, Linguistikforscher, Deutschland
Ich schlage vor, wir gehen sorgfältig und reflektiert mit Sprache um, ohne Zeit mit Endlosssätzen zu verschwenden und uns unnötig lange mit Dingen wie _, *, oder Innen aufzuhalten.
Es tut uns ja nicht weh, statt „Studenten“ „Studierende“ zu sagen und statt „Vertriebsmannschaft“ „Vertriebsteam“.
Wir sollten auch bedenken, dass es vor dem Gesetzt drei Geschlechter gibt: männlich, weiblich und divers. Wenn wir also sagen: „liebe Mitarbeiter“ dann schließen wir zwei von drei Geschlechtern ohne Not aus.
Es scheint mir ein Fakt zu sein, dass unsere Sprache sich stark nach überholten Gechlechtstereotypen richtet. zum Beispiel wenn wir sagen „ich habe nichts dagegen, wenn mein Sohn mit Puppen spielt“. Dadurch drücken wir aus das dies offenbar nicht die Norm ist.
Eine weitere Hürde ist, welches Verhalten und welche klassische Rolle wir mit Geschlechtern assoziieren.
Wenn wir davon ausgehen dass einige Kraft Ihres Geschlechts besser Mathe und Handwerkern können, während andere besser mit Sprache und Handarbeit umgehen können, diskriminieren wir und wir berauben uns der Chance, das Beste aus uns selbst und anderen herauszuholen.
Offensichtlich scheint das aber der Fall zu sein, sonst bräuchten wir keine Frauenquoten, Gleichstellungsbeauftragte und Debatten um Frauen in Führungspositionen, welche dann unverschämterweise schwanger werden.
Männer werden auch seltener gefragt, wie sie Kinder und Job unter einen Hut bringen, oder?
Wir umgeben uns gerne mit unseresgleichen. Führungskräfte tun das auch. Sie holen sich Leute ins Team die so denken und reden wie sie selbst und ihnen das sagen was sie gerne hören.
Sie holen sich ungern „Ärger“ ins Team in Form von Menschen die nicht so denken, fühlen, aussehen und handeln wie sie.
In einer männlich dominierten Führungswelt ist hier der Weg immer noch recht klar vorgegeben.
Was können Führungskräfte also konkret tun, um sorgfältige Kommunikation in unseren Alltag zu integrieren?
Schweigen sie das Thema nicht tot oder belegen es mit einem Stigma oder machen Witze darüber.
Im schriftlichen durch Dinge wie Feminisierung, Neutralisierung, Gender Zeichen. Durch das Erfragen der Anrede und durch respektvolles und offenes Verhalten.
Vor allem geht es aber darum deutlich zu machen, dass moderne Führung eben auch Gleichberechtigung beinhaltet ohne Rücksicht auf Geschlecht, Religion oder Herkunft.
Sich Veränderungen in der Sprache zu verschließen, hilft jedenfalls nicht. Wir „chillen“ ja auch und gehen auf „workation“.
Führungskräfte in der modernen Arbeitswelt müssen diese Dinge gut können: Kommunikation, Selbstmanagement und Integration
Kommunikation auf Augenhöhe und modern, welche die Menschen mitnimmt, motiviert und Ihnen Respekt entgegenbringt, dann werden auch (Unternehmens-) Ziele erreicht.
Selbstmanagement, indem sie sich ständig selbst überprüfen und organisieren, um das Beste aus sich selbst und den Menschen um sie herum heruaszuholen
Integration von verschiedenen Sichtweisen und Wertemodellen, von Herkünften und Orientierungen in die Arbeitswelt
Also lassen wir gendern und geschlechtsneutrale Kommunikation nicht die Diskussion beherrschen.
Zu Unwörtern verkommen lassen sollten wir sie allerdings auch nicht, sondern sie als das behandeln, was sie sind. Ein wichtiger Bestandteil eines modernen, offenen, kosmopolitischen und emanzipierten Führungsstils.
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